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Jazz und Weltmusik und Joachim Ernst Berendt
Sieben Weltmusik-Konzepte:
Das Wunder Bali", in: Ein Fenster aus Jazz (1978). Berendt kam 1967 erstmals nach Djakarta (Java), wo er die Indonesian All Stars" zusammenstellt.
Warum erzähle ich das alles in einem Jazzbuch? Weil auch das zum Wesen des Jazz gehört, daß er seine Hörer öffnet für die Sounds, für den Reichtum an musikalischen Kulturen in der Welt gerade auch für eine Musik, die so viel Gemeinsames mit dem Jazz hat wie die balinesische. In der Welle der Entdeckungen der großen exotischen Musikkulturen, die es seit dem Ende der sechziger Jahre gibt, sind es immer die Jazzmusiker gewesen, die den anderen um ein rundes Jahrzehnt voraus waren wie nicht zuletzt Ravi Shankar bestätigt hat. Ich bin sicher, dass die balinesische Musik den Jazzmusikern so viel zu bieten hat wie die indische. Nur ist die balinesische schwerer zugänglich, von unserer westlichen noch weiter entfernt."
Indonesische" Produktionen, die Berendt geleitet oder initiiert hat:
Jazz-Streit um die Ideologie der Weltmusik
Joachim Ernst Berendt: Über Weltmusik. In: Weltbeat. Ja-Buch für Globe-HörerInnen, hg. von Jean Trouillet und Werner Pieper. Der Grüne Zweig 132, Löhrbach 1988 (bei Zweitausendeins Ffm. 1988)
"Das Wort 'challenge' ist ein Schlüsselbegriff in der zeitgenössischen (musik)ethnologischen, anthropologischen und biologischen Forschung geworden. Es wird angewandt auf genetische und kulturelle Begegnungen, die die Begegnenden 'fordern'. In der Situation der 'challenge' wachsen sie aneinander. ...Der neuen Idee der 'challenge' stehen die konservativen (musik)ethnologischen Ideen von der Reinhaltung der Kulturen und Rassen gegenüber. Sie sind im ausgehenden 18. Jahrhundert entstanden und haben sich in der europäischen Geistesgeschichte in bemerkenswerter Einträchtigkeit parallel zueinander entwickelt.
... Nur wurde die eine - die rassistische - durch den Rassenwahnsinn der Nazis auf furchtbare Weise ad absurdum geführt und als das erkannt, was sie ist: als faschistoid, während die Idee der kulturellen Reinhaltung - nicht zufällig seit je von nationalistischen Folklore Vereinen emsig propagiert - erst heute als latent faschistoid durchschaut wird" (S. 16).
Die klassische Musikethnologie fürchtet den Einheitsbrei". Sie fragt: werden die Unterschiede nicht abgeschliffen? ... Je intensiver die Vermischung, desto differenzierter, reicher, kreativer das Ergebnis. Der Einheitsbrei ist gewiß nicht eine Fiktion, denn es gibt ihn ja, aber er ist genau dies: ein zu vernachlässigendes Nebenprodukt. Wenn dennoch immer wieder die Gefahren des Einheitsbreis heraufbeschworen werden, so sollten wir versuchen, dies zu durchschauen: als einen ideologisch konditionierten, kulturellen Reinheitsfetischismus, der letztlich faschistoid ist. Es ist bedauerlich, dass es so viele Ethnologen gibt, die dies nicht erkennen.
Peter Niklas Wilson: Die Ratio des Irrationalismus. In: Die Musik der achtziger Jahre, hg. von Ekkehard Jost. Schott, Mainz 1999. (Institut für Musik und Musikerziehung Darmstadt, Band 31.)
"Die gegenwärtigen politischen Strukturen forcieren ebenso kulturellen wie ökologischen Raubbau am Weltganzen, und wer das nicht sieht oder es, wie Berendt, als für alle Seiten bereichernden Kulturaustausch mißdeutet, hat offenbar den Begriff 'Macht' aus seinem harmonistischen Denkrepertoire gestrichen... Gerade um die Frage politischer und damit auch kultureller Herrschaft aber geht es, wenn man von Weltmusik redet. Denn auch da, wo musikalische Traditionen nicht längst ausgerottet wurden, wird mit ihren Relikten von westlicher Seite - und gerade auch von Leuten, die den Begriff 'Weltmusik' im Munde führen - mit einer Fahrlässigkeit, mit einer eurozentristisch kolonialistischen Attitüde umgegangen, die zeigt, daß da die kulturelle Autonomie der sogenannten 'Dritten Welt' ebensowenig respektiert wird, wie 'unsere' Politiker die materiellen Grundbedürfnisse der dort lebenden Menschen ernst nehmen" (Wilson 1990, 76).
Von Berendt am häufigsten zitierten Jazz-Weltmusik"-Musiker:
Stichworte zum Weiterdenken