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Knut Blanke:

Die stilistische Entwicklung "Dance-orientierter" Musik in Abhängigkeit der musiktechnischen Entwicklung untersucht im Spiegel der Fachzeitschrift "Keyboards"

Es ist bekannt, dass die musiktechnische und die musikalisch-stilistische Entwicklung populärer (und nicht populärer) Musik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sich gegenseitig bedingen. Die Frage, die dabei vielfach erörtert wird, ist, ob technisch Innovationen neue musikalische Ideen und Stile hervorbringen oder – umgekehrt – neue musikalische Ideen, Bedürfnisse, Praktiken und Stile zu musiktechnischen Innovationen Anlass geben. Musikwissenschaftlich ist viel darüber spekuliert und geschrieben worden, inwiefern die technische Entwicklung und damit die diese Technik vermarktende Musikindustrie den aktuellen Fortschrittsbegriff der Musik schlechthin bestimmt, ob Musiker mangels neuer Ideen sich technischer Innovationen bedienen oder ob die Industrie im Zuge ständiger Markterweiterung die Musiker durch eine Art technischer Beschäftigungstherapie daran hindert, musikalisch-ästhetisch ideenreich zu sein.

Musikwissenschaftlich wird die Frage nach dem „Primat" von Technik/Kommerz und Ästhetik in der Musikentwicklung meist aufgrund theoretischer Annahmen interpretiert, beispielsweise dadurch, dass die Ökonomie als die „letztendlich beherrschende" das Gesamtsystem vorantreibt und die Musiker eigentlich nur durch Subversion, mittels Hinterlist oder Verweigerung noch ästhetisch selbstbestimmt sein könnten. Die vorliegende Arbeit beschreitet methodologisch einen alternativen Weg, indem sie sich der empirischen Erhebung von „Zeitdokumenten" widmet. Auswertungskategorien der empirisch den "Keyboard"-Interviews entnommenen Aussagen sind neben stilistischen Entwicklungen von 1980 bis heute vor allem die unterschiedliche Arbeitsweise der Künstler. Hinter Allem steht jedoch stets die Frage: folgen die Musikingenieure der großen Konzerne den musikalischen Bedürfnisse „der Menschen" oder bestimmen die Verwertungsinteressen der Konzerne die aktuelle Musikproduktion und damit letztendlich auch die musikalischen Bedürfnisse?

Dass die vorliegende Arbeit keine eindeutige Antwort auf diese Frage zustande gebracht hat, ist ein gewichtiges Ergebnis, das teils am wissenschaftlichen Ansatz, teils aber auch an der verworrenen Dialektik der Wechselwirkung zwischen Musik und Technik liegt. Zwar reproduziert die Zusammenfassung der vorliegenden Untersuchung überwiegend das, was man vermutet, punktuell erfahren hat und einschlägigen Lexika entnehmen kann. Gleichzeitig wird hier jedoch erstmals dieses „Allgemeinwissen" empirisch überprüft und anhand zahlreicher Einzelbeispiele differenziert. Dadurch entsteht insgesamt ein sehr anschauliches und realistisches Bild der einschlägigen Szene und Entwicklung.

Inhalt

1 Einleitung

2 Terminologie

3 Technischer Bereich: die wichtigsten elektronischen Geräte nach Funktion und Zeitraum im Spiegel von "Keyboards"

4 Musikalischer Bereich: Definitionsansatz "Dance-orientierte Musik", stilistische Ausprägung und Wandel seit den 80er Jahren

5 Personeller Bereich

5.1 Gruppierung der Künstler nach Arbeitsweise

5.2 Produktionsweise des Künstlers im Wandel

5.3. Neue Aufgabenbereiche und Personalunion

5.4 Neues Berufsbild_ Klangprogrammierer

6 Verwendung und Stellenwert von Technik: Wandel der Nuztzung der Technik

7 Fazit, Literaturverzeichnis, Verzeichnis aller ausgewerteten Interviews, Datei (Excel)

Weitere Information: Knut Blanke.