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Klaas Badur
Hat Alltagsbezug Einfluss auf den Lernerfolg bei der Einstudierung von Rhythmen?
Üblicherweise werden Unterrichtskonzepte dann akzeptiert und rezipiert, wenn sie gut funktionieren. Meist werden solche Konzepte noch mit mutmaßlichen Zielformulierungen umgeben. Doch sehr selten wird empirisch genau erforscht, ob die behaupteten Ziele erreicht werden. Die Schwierigkeiten einer derartigen Unterrichtsforschung sind bekannt: zu kleine Stichproben, Unterrichtbeobachtung führt zu veränderten Unterrichtssituationen, oft Identität Lehrer = Forscher, Verquickung von Unterrichtsplanung/Forschungsdesign und ähnliches.
Klass Badur hat mit der vorliegenden Arbeit ein exemplarisches Forschungsprojekt beschrieben zur Frage, inwieweit sich Grundideen von "STOMP" nicht nur motivierend, sondern auch bezüglich der Qualität des Lernergebnisses auswirken. Den entsprechenden Unterricht in zwei Vergleichsgruppen hat er selbst durchgeführt. Die Thesen lauteten:
Die Verwendung von Alltagsgegenständen motiviert Schüler/innen stärker als die Verwendung von Percussionsinstrumenten.
Der durch die Verwendung von Alltagsgegenständen hergestellte Wirklichkeitsbezug motiviert die Schüler/innen stärker als "abstraktes" Einstudieren von Rhythmen.
Bei Alltagsgegenständen gehen die Schüler/innen unbefangenere an die Instrumente heran.
Die Schüler/innen lernen rhythmische Patterns schneller.
Das Arbeitsergebnis ist bei Verwendung von Alltagsgegenständen ausdrucksstärker und technisch besser..
Die Hypothesen werden mittels Beobachtung und Befragung überprüft. Es werden zwei
Vergleichsgruppen gebildet. Der Ablauf des „Versuchs“ ist methodisch relativ konventionell
(der Lehrer studiert ein von ihm
„komponiertes“ Stück ein). Die
Begeisterung der Schüler ist groß und die Ermüdungserscheinungen oder Widerstände
von Seiten der Schüler/innen gering. Trotz der eingeschränkten Anzahl von „Versuchspersonen“
(Schüler/innen)
und nur eines einzigen Unterrichtsdurchlaufs, kann Klaas Badur einige überzeugende
Ergebnisse erzielen, die allesamt „explorativ“ und „nicht signifikant“,
aber durchaus nachdenkenswert sind: die „Motivationskurven“
der beiden Gruppen, die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungens, die
gegenseitige Einschätzung der Ergebnisse und die Tatsache, dass das Lerntempo
nur unwesentlich beeinflussbar ist. Konkret: die "Alltags"-Gruppe ist
anfangs stärker motiviert und arbeitet besser, gegen Ende der
Unterrichtseinheit gleichen sich die Gruppen einander an und bringen ähnlich
gute Ergebnisse. Das gegenseitige Interesse der Gruppen an dem Ergebnis und der
Präsentation der jeweils anderen Gruppe ist von beiden Seiten sehr groß. Signifikant ist, dass die
„Alltags-Geschichte“ und der Verfremdungseffekt (Küchengeräte →
Musikinstrumente) am nachhaltigsten positiv in Erinnerung geblieben sind.
Info: Klaas Badur.