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WOZZECK

Begründungen und Unterrichtsmaterialien
von Wolfgang Martin Stroh

„Die Auseinandersetzung der Schüler/innen mit der scheinbar fremden Lebenswelt eines Wozzeck oder dem lustvollen aber todbringenden Ausbruchsversuch Maries kann dazu anregen, eigene Gefühle, Phantasien und Ängste zu artikulieren oder neu zu sehen. Im Schutze der Rolle können Schüler/innen ihre Einstellungen gegenüber andersartigen Menschen, ihre Erfahrungen mit Herrschaft, struktureller Gewalt oder den Folgen individueller Ausbruchsversuche äußern, verfremden und neu erleben. Sie können sich einerseits dem psychosozialen Kreislauf der 'neuen Armut' in Deutschland stellen und andererseits auch in Menschen einfühlen, die im Strudel dieses Kreislaufs bereits nach unten gezogen worden sind" (S. 19-20).

Die szenische Interpretation ist in Zusammenarbeit mit Ingo Scheller entstanden, der Büchners "Woyzeck" szenisch interpretiert hatte (...). Es zeigte sich bei den ersten Schulerprobungen, dass diese Interpretation eine hervorragende Hinführung zu "neuer Musik" ist. Es entstand ein Wozzeck-Songbook, für das die in der Oper vorkommenden (und meist poly- oder atonal verzerrten) Lieder in singbarer Form und auch die "Schnellpolka" der zweiten Wirtshausszene als Nachspielkonzept arrangiert wurden. Die Erfahrungen mit der szenischen Interpretation hatten auch musikwissenschaftliche Folgen mit Bezug auf die autobiografische Diskussion um Bergs Musik: es wurden hier Materialien zusammen gestellt, die den Verdacht nahe legen, Berg habe sich im Spiegel von Wozzeck und Marie mit seinem jugendlichen Verhältnis zur Dienstmagd Marie Feudel auseinandergesetzt, die Bergs einziges Kind geboren und mit Hilfe stattlicher Zahlungen der Eltern Alban Bergs groß gezogen hat.

Die szenische Interpretation der Oper "Wozzeck" hat 2004 zurück gefunden in den Deutschunterricht: es ist ein modifiziertes Konzept für Deutschlehrer/innen entstanden, das ISIM als Vorabdruck per Download kostenlos zur Verfügung stellt.

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