Stellenwert der Apparativen Musikpraxis im Fach Musik
Der Stellenwert der Apparativen Musikpraxis im Fach Musik beschränkte sich nicht auf die apparative Ausbildung. Die Tonstudios, die apparativen Kurse, die Studierenden und Lehrenden initiierten am laufenden Band Konzerte mit experimenteller Musik, sorgten für elektronische Installationen bei feierlichen Anlässen, regten Komponisten zu "apparativen Kompositionen" an, ... und wurden zunehmend zum Kristallisationspunkt für die in Oldenburg entwickelte "Rockmusikdidaktik". Abbildung: Getrud Meyer-Denkmann und Niels Knolle (Leiter der apparativen Ausbildung) inszenierten gemeinsam zahlreiche Konzerte mit experimenteller Musik - 1983 beispielsweise Aufführungen mit Werken von John Cage.Die Zusammenarbeit von Niels Knolle und Gertrud Meyer-Denkmann hat 1984 zur Publikation Kassettenrekorderspiele und Tonbandproduktionen. Modelle und Projekte für den Unterrich" (bmp 24 beim Bosse-Verlag Regensburg) durch Gertrud Meyer-Denkmann geführt.
Zwei richtungsweisende Dissertationen, die die bundesdeutsche Rockmusikdidaktik begründet haben, sind in Oldenburg entstanden und von den popularmusikalischen Impulsen, die von der apparativen Ausbildung ausgingen, nicht zu trennen.Niels Knolle: Populäre Musik in Freizeit und Schule (1979) - ein schülerorientierter Schlußstrich unter die kontroverse musikpädagogische "Popmusik in der Schule?"-Diskussion. Volker Schütz: Rockmusik - Eine Herausforderung für Schüler und Lehrer, 1982 - die konsequente Fortführung Knolles, zugleich die "Intialzündung" für die heute erfolgreiche Arbeit des Instituts für Didaktik populäreMusik in Oldershausen.
Abbildung rechts: Zur Eröffnung der Uni-Sportstätten am Uhlhornsweg 1982 installierte Wolfgang Martin Stroh eine durch die BesucherInnen aktivierbare Wassermusik, bei der der gesamte damalige elektronische Gerätepark des apparativen Ausbildungsbereiches zum Live-Einsatz kam.
Apparative Musikprojekte und elektroakustische Installationen, die von Lehrenden und Studierenden entwickelt wurden, sorgten wie "E-Werk", "Brain & Body", "LifeArt", "Das Oldenburger Brainlab", "Sound-Recycling" auch überregional für Aufsehen. Einige Aktivitäten wurden zu "künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsvorhaben" ausgebaut oder standen in Zusammenhang mit genuinen
Abbildung links: Neben einer Partitur steht das Tonbandgerät dem Dirigenten Betram Kloss zur Verfügung.
Auch "traditionelle" Klangkörper wie der Uni-Chor unter Leitung von Bertram Kloss scheuten die Mitwirkung von Musik-Apparaten nicht. Gustavo Becerra-Schmidt und andere komponierten eigens Werke für "traditionelle" und elektronische Instrumente. Konzerte wurden aufgenommen und dokumentiert. Im 16-Kanal-Studio wurden Schallplatten und Cds produziert. (Allerdings hat bei den Nutzerregelungen der apparativen Praxisräume die Lehre Vorrang vor derartigen künstlerischen Aktivitäten, sodaß mit zunehmenden Studentenzahlen die Produktionsdichte abnahm.)
Abbildung rechts: Ein lokalpatriotisches Kuriosum stellte 1982 der Welterfolgshit "Da, da, da" der Neue Deutsche Welle-Band "Trio" dar.
Zwei von den Dreien aus Großenkneten waren Musikdozenten im Fach Musik in Oldenburg. Die exhibitionistische und bissig-ironische Art und Weise, mit der "Trio" in "Da, da, da" mit dem Musik-Taschenrechner VL-Tone von Casio umgeht, aus regredierten Zirpklängen experimentelle Kunst hervorzaubert und das Ganze noch mehrere Millionen Mal verkauft, kann als höchste Form der Materialisierung des Geistes der Apparativen Musikpraxis in Oldenburg interpretiert werden...
Abbildung links: Objekte der chilenisch-deutschen Künstlerin Flor Auth wurden 1994 in Verbindung mit Musik farbig von einer midifizierten Lichtanlage durchstrahlt. (Artothek Oldenburg.)
In öffentlichen Gebäuden der Stadt Oldenburg fanden immer wieder Klang- oder Lichtklanginstallationen statt. Das Projekt "Sound-Recycling" (siehe Forschung unten) ist aus einer deratigen Installation heraus entwickelt worden. Die Anlage des Oldenburger Brainlabs wurde dazu verwendet, Ausstellungen musikalisch zu durchleuchten (1994 in der Artothek Oldenburg, 1995 bei einer Ausstellung Stefan Sarcics von KARG u.a.).