zur Indexseite Modul 3

Planungskonsequenzen aus dem "Wunschzettel"

Kritik: Die Themenabfolge wirkt chaotisch, verwirrend, patchworkartig und man verliert den Bezug zu einer "Struktur der Musikwissenschaft", zu Vieles wird angerissen und relativ oberflächlich behandelt, es sollte mehr Praxis integriert werden, zu viel Vortrag und zu wenig andere Aktivitäten wie Gruppenarbeit. Unklarheiten mit dem Mitschreiben (was, wann, wie?), Kritik an den Hausaufgaben, die nicht inhaltlich sondern "rein arbeitstechnisch" sind, teils zu schwer (oder nicht klar genug), besser wäre mehr Textarbeit. Jazz, Pop und Rock fehlt gegenüber "Klassik" und Weltmusik. Kritik an der Internet-Lastigkeit. Ware-Dienstleistungs-Diskussion unbefriedigend. "Mehr Fakten". "Mehr Sinn". Der Vortrag entfernte sich oft vom Handout. Manchmal zu viel Geschichten, manchmal zu langatmig.

Vorschläge für weitere Inhalte betreffen: Jazz, Pop und Rock, "neue Musik"; Musikinstrumente; mehr Musik der Welt (diverse konkrete Vorschläge).

Weitere (methodische) Vorschläge: ein gemeinsamer Konzertbesuch; mehr Gruppenarbeit wie beim Quiz; mehr Praxis wie beim Tanzen am Anfang; selbst musikwissenschaftlich arbeiten.

Neben der Kritik gab es auch Lob. Manches, was die einen kritisierten, lobten die anderen. Die Planung der letzten 5 Sitzungen ist ein Versuch, so viel wie möglich aus diesen kritischen Bemerkungen zu berücksichtigen. Auch methodisch wird sich noch einiges ändern. Folgende Aspekte, die mehrfach kritisch angesprochen worden sind, werden sich nicht ändern:

Die Einführungsveranstaltung soll nicht ein bestimmtes Stoffgebiet abarbeiten oder eine gewisse Stoffmenge durchnehmen. Die behandelten Themen (Stoffe) sind so ausgesucht, dass sich an ihnen möglichst viele und möglichst viel ungewöhnliche wissenschaftliche Herangehensweisen an Musik aufzeigen und erfahren lassen. Es soll eine "wissenschaftliche Einstellung" gegenüber Musik demonstriert werden. Dazu greife ich sowohl etablierte Fragestellungen, Themen und Gegenstände als auch ganz aktuelle Erscheinungen auf und zeige, dass sich die "alten Dinge" auf heute, auf aktuelle Erscheinungen beziehen lassen, zum Beispiel: Pythagoras' Sphärenmusik auf die Ideologie aktueller Wellness-Studios; Oldenburg im dreißigjährigen Krieg auf das Jugendzentrum Cadillac und das Staatsorchester; Mozarts alla turca auf die aktuelle Integrationsdebatte usw.

Ich verfolge neben dem offiziellen noch ein "hidden curriculum": Die angehenden Musikstudent/innen sollen den Übergang vom konsumierenden und dem individuellen Lustgewinn folgenden Laien zu einem kritisch beobachtenden und begründbaren Zielen folgenden Profi vollziehen. Ein Profi nach meiner Vorstellung ist nicht ein Musikliebhaber, der technisch in seinem persönlichen Gebiet enorm weit gediehen ist. Ein Profi ist vielmehr ein mit jeder Art von Musik souverän umgehender Mensch. Dazu müssen alle unhinterfragten Einstellungen zur Musik und zur eigenen musikalischen Tätigkeit kritisch beleuchtet werden können; dazu muss man wach durch die Welt gehen, Musik nicht nur in Büchern, sondern vor allem auch im unmittelbaren Lebensumfeld aufsuchen. Was oft als "Geschichten erzählen" erscheint, ist mein Versuch, zu demonstrieren, dass für mich Musikforschung bei jedem Stadtbummel, bei jedem Zahnarztbesuch und bei jeder Zeitungslektüre stattfindet. Daher rühren die vielen Bilder und Tonaufnahmen, die ich mache und vorführe. Daraus resultiert auch ein Teil der Chaotik und Verstörung, die einige bemerkt haben.

Dies alles besagt nicht, dass "es" nicht auch systematischer und geordneter zugehen könnte... Aber jede/r Kenner/in von Chaostheorie weiß, dass die Störungen eines Systems ("Verstörungen") wichtig sind, um die Eigenschaften eines Systems überhaupt erkennen zu können, und dass sich chaotische Zustände oft schlagartig in Ordnung verwandeln. Das bedeutet, dass Ihr Euch ruhig gelegentlich treiben lassen könnt unter der Voraussetzung, dass Ihr nicht dabei verblödet, sondern hellwach bleibt. Mitten im Treiben treten dann schlagartig Momente des Durchblickens, sogenannte Momente der Erleuchtung auf. Die Ordnung (und "Erleuchtung") muss nämlich letztendlich aus Euch selbst kommen und nicht von außen. Ja, dies ist meine Hoffnung und mein Wunsch zum neuen Jahr rotz Kreditpunkten, Noten, Moduln, Prüfungen und Prüfungsordnungen, die allesamt dieser Einstellung und solchen Erlebnissen zuwider laufen.