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Musiktherapie und Musikpädagogik

Methodentransfer unter veränderter Zielsetzung
Materialien aus einem Seminar

Musiktherapie und Musikpädagogik: Verhaltensauffällige Kinder: Hyperaktivität

 

Musiktherapie mit hyperaktiven Kindern geht davon aus,

daß Hyperaktivität ein Verhalten ist, das aufgrund charakteristischer Persönlichkeitsprobleme auftritt und diese Probleme eine Ursache haben,

daß nicht die Ursache, wohl aber die Persönlichkeitsprobleme verändert werden können,

daß Hyperaktivität die Probleme, deren Ausdruck sie ist, auch produziert bzw. verstärkt (reproduzierender Kreislauf)

daß das Kind unter seiner Hyperaktivität und den Problemen leidet.

Ursachen können traumatische Kindheitserlebnisse sein (Gewalt in der Familie, Verlust von Bezugspersonen). Die Persönlichkeitsprobleme bestehen darin, daß das Kind

kein Selbstvertrauen besitzt (d.h. stets auf der „Suche nach sich selbst" ist, unsicher ist, kein Selbstwertgefühl besitzt),

sich sozial isoliert (d.h. ständig - zwanghaft - um Aufmerksamkeit bemüht ist, keine sozialen Bindungen oder Kompromisse eingeht, Bildungen zerstört, asozial wird),

eigene Gefühle nicht ausdrücken und auch nicht wahrnehmen kann (d.h. durch aktionistische Vorwärtsstrategien überspielt, was es fühlen könnte bzw. tatsächlich fühlt).

Diese drei Probleme können - müssen aber nicht - zu Hyperaktivität führen. Hierbei verstärkt das Kind in der Regel genau das, was die Hyperaktivität hervorruft („Teufelskreis"):

 

Drei Arbeitsprinzipien von Musiktherapie bei Hyperaktivität:

Störung akzeptieren: in der Gruppenimprovisation werden Störungen als „musikalischer Impuls" aufgegriffen und produtkiv verarbeitet; „Störungen" haben keine negativen Folgen; Ziel ist, daß der sich selbst reproduzierende Kreislauf unterbrochen wird.

Zentrierung: das Kind muß zu sich selbst finden. Die Musik (ein Instrument, das Musizieren) führt von Außen (Bewegung, Lärm, Reagieren auf andere) nach Innen, in das „verlorene" Zentrum des Kindes.

Regneration: das Kind kann sich bei der Musik (spielend oder hörend) vom selbsterzeugten Streß erholen, streßfreie Momente positiv erleben.

Diese Prinzipien setzen verhaltenstherapeutisch an, helfen zunächst vor allem, aus dem Teufelskreis der sich selbst reproduzierenden Probleme herauszukommen. Sie sind gestalttherapeutisch („integrativ") begründet: die Persönlichkeitsprobleme werden als Folge eines „gespaltenes Selbsterlebens" interpretiert und Akzeptieren, Zentrieren und Regenerieren werden als Methoden der Zusammenfügung (Integration) der gespaltenen Persönlichkeitsanteile gesehen.

Mit dem Kind zusammen...

kann diese Therapie verlaufen, weil/wenn das Kind bemerkt, daß die Auflösung des „Teufelskreises" sein Leiden mindert und guttut. Dies erzeugt Motivation bei der Problembearbeitung selbst mitzumachen. Verhaltenstherapie setzt darauf, daß aus der positiven Erfahrung veränderten Verhaltens Motivationen für Selbstheilung hervorgehen. Während das Akzeptieren und Regenerieren von der TherapeutIn ausgeht, geht die Zentrierung vom Kind selbst aus.