WB01512_.gif (115 Byte)WB01511_.gif (114 Byte)     8. Stunde 8.12.2000

Aktivitäten:

(1) Malen eines Gruppenbildes zu Hintergrundmusik: Zweiergruppen, Din A4-Blatt, dünner Filsschreiber, pro Person eine Farbe. Gespräch über die Bilder.

(2) Malen eines Gruppenbildes zu Hintergrundmusik: Vierergruppen, großes Tapetenblatt (0,6 x 2 m), pro Gruppenmitglied eine Plaka-Farbe. Gespräch über die Bilder.

"Laßt Euch von der Musik führen!"

Ziele, Stichworte zu Malen nach Musik/Gruppenbild
  • Selbstwahrnehmung/Fremdwahrnehmung/Selbstsicherheit
  • Improvisation, Ausprobieren, Experimentieren.
  • Nähe/Distanz
  • Ausdrucksmöglichkeit der eigenen Emotionalität
  • Reflektion: u.a. Rollenverhalten, Sozialverhalten, Konfliktlösung wichtig,
  • aber auch Bildbeschreibung.

Protokoll

1. Aktivität: Malen in Zweiergruppen mit jeweils einer Farbe und nur einem Blatt Papier mit laufender Hintergrundmusik; die Musik soll leitend und inspirierend wirken

Beabsichtigte Ziele:

Im ersten Teil unserer vergangenen Sitzung war Aufgabe mit Musikuntermalung in Zweiergruppen jeweils auf einem Blatt Papier zu malen. Ob man gemeinsam an einem einzigen, geschlossenen Bild, oder getrennt zwei Bilder entstehen läßt, war freigestellt.

Wichtig war die Hintergrundmusik, durch welche man sich leiten und inspirieren lassen sollte und der Punkt, daß für eine Zweiergruppe nur ein Blatt zur Verfügung stand.

Mit sinnlicher, beruhigender Orchestermusik - Gabriel´s Faurés Dolly Suite op.56 (eigentlich 6sätzig; hier aber nur in 4 Sätzen) - begannen die Gruppen zu malen und sollten nach jedem Satz das Blatt ( eigentlich ) um 90 Grad Drehen.

Im allgemeinen kann man feststellen, daß sofort mit Beginn der Musik eine plötzliche, aber sehr entspannte Stimmung im Raum aufkam. Alle waren sehr ruhig und absolut mit ihren Werken beschäftigt. Einen großen Stellenwert mag hierfür wohl die Musik eingenommen haben.

Die gesamten Gruppen waren sehr konzentriert damit beschäftigt, meist passend zur Musik, zu arbeiten. Dennoch schienen alle sehr entspannt.

Hier und da konnte man dem Rhythmus der Musik angepasste Malbewegungen sehen und spüren, wie die Musik auf alle wirkte.

( Einige legten, der beruhigenden Stimmung der Musik zur Folge, ihre Köpfe leicht schräg, oder nahmen sonst irgendeine relaxte Körperhaltung ein. )

bild1.jpg (6639 Byte)Nach geraumer Zeit, als das Bild „Formen" annahm, war in fast allen Fällen, bis auf zweien, klar zu sehen, daß innerhalb der Gruppen an nur einem Bild gemalt wurde. Durch die Tatsache nur ein Blatt zu zweit zu haben, arrangierte man sich also.

Auffällig war, trotzdem die meisten miteinander und nicht getrennt arbeiteten, viele nicht wagten, die Linien oder gezeichneten Formen des anderen zu durchziehen, oder mit seinen Linien zu „stören".

Man einigte sich auf ein gemeinsames Malen, aber mit „Respekt" vor den Ideen / Gefühlen des Gegenüber.

Im letzten Drittel der Malphase war auch zu beobachten, daß manche miteinander zu spielen begannen. Augenkontakt und Kommunikation wurde hergestellt. Spätestens jetzt war das Malen eine gemeinsame bild2.jpg (6754 Byte)Sache.

Als die Musik beendet wurde und somit auch der Malvorgang abgeschlosen war, herrschte für einige Sekunden eine entspannte Ruhe. Die Seminarteilnehmer begannen aus der kreativen Phase herauszukommen, um anschließend reflektiv auf die Bilder, sowie auf das Empfundene beim Malen einzugehen. Hierfür wurde ein Stuhlkreis arrangiert, in dem sich jede Zweiergruppe mit ihrem Bild einfand.

Jedes Paar sollte nun zunächst sein Bild vorstellen, erzählen, wie es zustande kam, was man dabei empfunden hat u.Ä.

Hier fielen Aussagen wie: „Es hat viel Spaß gemacht, vorallem das Hineindringen in die Malerei des Anderen."

Diese Empfindungen konnte andere Seminarteilnehmer wiederum nicht teilen. Sie sagten aus, daß sie es als äußerst unangenehm empfunden hätten, über die Striche des Gegenübersitzenden hinauszumalen.

Es wurde angemerkt, daß man bei unterschiedlichen Abschnitten diesselben Dinge gemalt hat, man also auch auf das Gemalte des anderen geachtet hat, es imitiert hat.

Es wurde auch angemerkt: „Sie war dominanter als ich."

Trotzdem wird von fast allen Gruppen gesagt, daß sie ein gemeinsames „Werk" geschaffen haben.Es wird erwähnt, daß man anfangs noch für sich gemalt hat, ohne auf den Gegenüber einzugehen. Im Laufe des Stückes begann man dann aber recht schnell mit der Kommunikation. Es wurde von gegenseitigen Impulsen gesprochen, die man sich gegeben hat.

Es wurde aber auch angemerkt, daß es Mißverständnisse gab. Bei 2 Gruppen sind jeweils 2 Einzelbilder entstanden. Hier wurde überhaupt nicht in den Bereich des Anderen hineingemalt. Man war voneinander „abgegrenzt".

Anzumerken sei noch, daß von den 9 entstandenen Bildern 7 durch abstrakte Formen und Muster geprägt waren und 2 Bilder vorallem gegenständliche Dinge darstellten (Strichmännchen, Boote, Palmenstrand, u.Ä.)

 

2. Aktivität: Es stehen vier Tapenrollen (0,6 x 2 m) zur Verfügung. An jedem Bogen arbeitet eine Gruppe von 4 bis 5 Personen. Jede Person hat eine Farbe, in jeder Gruppe kommt jede Farbe nur einmal vor. Plakafarben (wasserlösliche Abtönfarben). Musik: "La Mer" von Debussy

BILDER.jpg (47843 Byte)Beobachtergruppe:

Viele Partnerschaften aus der ersten Aufgaben finden sich wieder, aber nicht ausschließlich. In den Gruppen gibt es Personen, die für sich malen, in anderen Gruppen gibt es schnell "Annäherungen".

Unterschiedliche Prozesse: vorgegebene Formen werden ausgemalt, Farben miteinander gemischt, Übermalen anderer Farben.

Das Malen wird mit der Zeit experimenteller: tropfen, wischen, spritzen, mit Händen stempeln, imm abstrakter werdend.

Blätter, auf denen Begegnungen stattfinden, entwickeln sich schneller als jene, auf denen mit Vorsicht (und einzeln) gearbeitet wird. An jedem Blatt herrscht eine Gruppenstimmung, in den meisten werden auch Plätze getauscht.

Feedback der SeminartelnehmerInnen:

Unterschiedliche Empfindungen der einzelnen Personen in sich selbst und den anderen gegenüber:

Schlußbemerkung

Ziel der Übung sind Erfahrung von Flexibilität, Selbstwahrnehmung/Fremdwahrnehmung, Nähe/Distanz, Gemeinsamkeit/Alleinsein.

Das Mischen der Farben kann sowohl Ärger als auch Faszination hervorrufen. Herausforderung: Kommunikation über Farben, beim Malen am Blatt werden bestimmte seelische Beschaffenheiten veräußerlicht und bewußt, Konfliktaufdeckung und -lösung, Musik sorgt für Bewegung, sie leitet, führt, gibt Sicherheit, hat Auswirkungen auf das Malen selbst.

Drei Instanzen: die Gruppe, das Material, die Musik interagieren...