Von der Akustikökologie zum Soundscape in Schule und Alltag

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Soundscape: Klanglandschaften - hier Lourtier (Schweiz)

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Tageslauf der Klanglandschaft von Lourtier im Val de Bagnes (Kanton Wallis, Schweiz) am 21. Juni 1992. Projektförderung: „Paysage sonore" durch den Schweizerischen Nationalfonds, durchgeführt vom Geografischen Institut der Universitäten Basel und Neuchatel. Leitung: Justin Winkler (Humangeograph am Schweizerischen Volksliedarchiv).

Methode: 24-Stundenaufnahme. In 20-Minutenraster aufgeteilt. In jedem Rasterpunkt werden 4 Minuten aufgenommen. Für die 9-minütige „Re-Komposition" werden pro Rasterpunkt charakteristische Sequenzen ausgewählt. Zwei Re-Kompositionen: (1) der „Hintergrund" („keynote"), (2) ausgewählte Signale („soundmarks" und „sound signals").

Aus dem Tagebuch Justin Winklers:

bis 4:28 nur sehr leises Zirpen
4:50 erste Amseln werden hörbar
5:25 singen Amseln, andere Vögel deuten Raumtiefe des Tales an
6:20 Schwalben sind vernehmbar
7:10 Vögel werden leiser
8:20 ein Heugebläse setzt mit Ton H ein
9:45 Zirpen wird lauter, Vögel
12:00 Mittagsläuten
15:30 erste Aktivitäten eines Sommergewitters
16:00 Zirpen wird intensiver
18:20 etwas Donner, Regen des Gewitters ist zu hören
19:10 Amsel
19:25 3 Glockenschläge
20:13 Amselgesang, Zirpen und Regen
20:35 Gewitter Höhepunkt
21:00 Abschwellen des Gewitters
nach 21:00 Talrauschen, Zirpen bis Mitternacht

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Weitere Bemerkungen Justin Winklers:

Das stetige, Dichte schaffende, beherrschende und umgreifende Rauschen des Bergflusses Dranse bestimmt die Tonqualität dieser Klanglandschaft.Es entblößt unsere Besessenheit nach Rauschfreiheit in den Audio-Produktionen... Der Schallpegel sinkt im sommerlichen Bergtal nie unter 42,8 dB(A). Der Median aller Minima-Messwerte liegt bei 44 dB(A).

Vierundsechzig Schnitte haben wir gemacht, aber dennoch bleibt bei diesem Tageslauf des Hochgebirgstals etwas Rohes. Die Bearbeitung schafft eine in der erlebbaren Zeit der Klanglandschaft nicht mögliche Distanz, sie bietet die Möglichkeit des zeitvergleichenden Hörens.