Von der Akustikökologie zum Soundscape in Schule und Alltag

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Blatt 16: Die Auditive Wahrnehmungserziehung (Kurzfassung aus einem Aufsatz)

 "Auditiven Wahrnehmungserziehung":

• Wissenschaftlicher Anspruch des Konzepts: Akustik, Hörpsychologie, Kommunikationstheorie;
• These = eine Sachsystematik (z.B. das Parameter-Phänomen) soll und kann den Lernprozeß strukturieren;
• Orientierung an der Ästhetik der Avantgarde-Musik;die Isolierung des Hörens aus dem Lebenskontext, in dem SchülerInnen mit Musik umgehen.
• "Gegenstand des Musikunterrichts ist alles Klingende" (jeglicher Schall).

Vor allem die "These" ist heute pädagogisch überholt. Auch die "Orientierung an der Avantagrde" ist nicht mehr so aktuell wie in den 1970er-Jahren, als die "Auditive Wahrnehmungserziehung" in Oldenburg entwickelt worden ist. Besondere Sprengkraft bis heute hat jedoch die letzte Aussage über den "Gegenstand des Musikunterrichts". Denn so etwas wie "die Musik" gibt es hier nicht!

Paradigma der "musikalischen Kommunikation":

• Musik hat eine Bedeutung, die Menschen mehr oder weniger gut verstehen können.
• Die Bedeutung liegt in der Musik und ist vom Komponisten, Musiker oder Sender dorthinein verlagert worden.
• Bezüglich solcherart Bedeutung gibt es ein richtiges und falsches, ein adäquates oder inadäquates Verstehen von Musik. Adorno: "Dechiffrierung" von Musik (muss nicht "immanent" sein).
• Ziel der Hörerziehung ist aber letztendlich die Heranführung der SchülerIn an die Musik, "den bedeutungsvollen Schall".

Postmodern-konstruktivistisches Paradigma:

• Bedeutungen entstehen allein durch den Umgang eines Menschen mit dem Gegenstand "Musik". Der Mensch (vulgo "HörerIn") "konstruiert" seine Bedeutung, versteht so, wie, und das, was er will.
• LehrerInnen schaffen Situationen (Voraussetzungen), in denen das "Konstruieren von Bedeutungen" geübt und über die "Konstruktue" gesprochen werden kann. (Dies ist "Erfahrungslernen".)

Der aktuelle Aufruf der SCHULE DES HÖRENS im Internet formuliert keine konkreten Methoden der Hörerziehung. Insofern handelt es sich hier nicht um eine "Schule" im herkömmlichen Sinn. Streng genommen ist es das Ziel des Vereins, die politischen Voraussetzungen für eine Auditive Wahrnehmungserziehung zu schaffen, denn es soll ja zunächst "die Bedeutung" des (Zu)Hörens und des Hören-Lernens "ins öffentliche Bewußtsein" gehoben werden.

Pädagogische Verknüpfung von Akustikökologie und Soundscape ist lerntheoretisch begründet:

Aufklärung, vor allem pädagogische oder sogar moralisch untermauerte Aufklärung, ändert Verhalten, Einstellungen, Motive und konkretes Handeln nicht. Es ist eine fest stehende und von der "Lärm-Erziehung" noch nicht hinreichend beachtete Tatsache, dass SchülerInnen nur "positiv" motivierbar sind, also nicht durch Horrormeldungen, sondern durch angenehme, interessante und motivierende eigene Erfahrungen.

Im Musikunterricht sind derartige Lernerfahrung musikalisch. Sie bestehen darin, dass Schüler selbst Musik produzieren. Soll mit solch einer Produktion ein akustikökologisches Ziel verfolgt werden, so ist derartige Musik formal ein Soundscape. Bei der Erarbeitung und Produktion eines Soundscapes wird zunächst Interesse am Hörenden Beobachten ("Klangjägerei") geweckt, dann werden Klänge im Hinblick auf eine Produktionsidee erforscht, aufgenommen und verarbeitet. Letzteres geschieht auf dem Hintergrund, dass die "KomponistInnen" (SchülerInnen) etwas zeigen wollen, wobei sie sich über die entscheidene pädagogische Frage der Lärm-Erziehung"intensiv Gedanken machen.

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