Medienkompetenz in der musikpädagogischen Praxis (MeKoMuLe)

 

Abschlussbericht: ausführliche Kurzfassung

1. Ausgangsfragen und Zielsetzung des Projekts Medienkompetenz in der musikpädagogischen Praxis

Im Vorfeld der vorliegenden Untersuchung wurde davon ausgegangenen, dass eines der Hauptprobleme musikbezogener Medienpädagogik aus der falschen Einschätzung der Medienkompetenz von Lehrern und Schülern resultiert. Der medienpädagogische Schlüsselbegriff „Medienkompetenz" sollte daher nicht nur musikbezogen interpretiert sondern auch an einem musikpädagogisch zentralen Punkte empirisch erfasst werden: der Medienkompetenz von Musiklehrern.

Die Arbeitshypothese lautete: Musiklehrer sind nicht „weniger" oder „mehr", sondern „anders" medienkompetent als ihre Schüler. Hinter dieser These stand die Hoffnung, dass die verbreitete Meinung, Kinder und Jugendlichen verstünden mehr von neuen Medien als ihre Eltern und Lehrer, zu modifizieren sei. Kinder und Jugendliche hätten zwar mehr Fertigkeiten im Bedienen gewisser Spiele und Programme, seien aber den Erwachsenen unterlegen, wenn es um die Berücksichtigung der ökonomischen Interessen, um die strukturellen Hintergründe der Medienlandschaft, um längerfristig planvolle Handlungsstrategien und um kreativ-produktive Umgangsweisen mit Medien geht.

Die „andersartige" Medienkompetenz von Musiklehrern kann sich einerseits in einer besonderen Art, Medien privat und beruflich zu nutzen, andererseits in einem spezifisch professionellen Profil von Medienkompetenz im Sinne kognitiver, technischer, reflexiver, kreativer, analytischer und evaluativer Fertigkeiten äußern. Die theoretische Grundlage dieser beiden Komplexe war einerseits das Konzept der „Psychologie musikalischer Tätigkeit" (Stroh) andererseits eine „Explikation von Medienkompetenz" (Eichert). Ziel der empirischen Untersuchungen war es, diese beiden Komplexe möglichst differenziert epmirisch zu bestimmen.

Diese Bestimmung sollte kein Selbstzweck sein. Denn sie ist die Voraussetzungen zur Entwicklung erfolgreicher Fortbildungs- und Unterrichtsmaterialien. Dabei wurde von dem interaktionistisch-schülerorientierten Konzept der Musikdidaktik ausgegangen, das besagt, dass Lernen für die moderne Kommunikationsgesellschaft bedeutet, vorfindliche Kompetenzen in einem selbstbestimmten Optimierungsprozess auszudifferenzieren, bewußt zu handhaben und weiter zu entwickeln. Die Vorstellung, dass sich die Kompetenzen der Schüler in einem Lernprozess denjenigen der Lehrer angleichen sollten, galt dabei als überholt.

 

2. Durchführung der Arbeiten

In einem Pretest (Sommer 2000) wurden 32 Lehrende und 57 Studierende des Faches Musik an der Universität Oldenburg mittels eines reduzierten Fragebogens nach der Art ihrer Mediennutzung (Komplex 1 der unter 1. genannten Zielsetzung) befragt. Die Auswertungsergebnisse wurden mit den Betroffenen diskutiert.

Als praktische Konsequenz aus dem Pretest wurde eine siebenteilige Fortbildungsveranstaltungsreihe durchgeführt (Frühjahr 2001). Diese Veranstaltungsreihe testete eines der hypothetischen Handlungsstretagien, die sich als Konsequenz aus der Befragung ergeben haben (siehe unten 4.2 „lokale Fortbildungsnetzwerke").

An der Hauptuntersuchung (Frühjahr bis Sommer 2001) nahmen 147 Musiklehrer des Weser-Ems-Gebietes teil. Sie bearbeiteten einen zweiteiligen Fragebogen (Teil 1: Mediennutzung, Teil 2: Medienkompetenz). Es wurde eine vorläufige Ergebnisauswertung erarbeitet.

Auf der Basis der vorläufigen Ergebnisauswertung fand im Februar 2002 eine Expertenbefragung mit 12 Personen statt. Diese Befragung war Grundlage der Interpretation der Ergebnisse der Befragungen.

Die Gesamtauswertung des Projekts (in 2 Druckbänden und einer CD ROM) berücksichtigt neben einer vollständigen Darstellung der theoretischen Grundlagen und der Beschreibung sämtlicher erhobenen Daten und Fakten die Diskussionsergebnisse der Expertenbefragung und die Erfahrungen der Fortbildungsveranstaltungsreihe. Mit der CD ROM wird der interessierten Fachöffentlichkeit die Möglichkeit geboten, alle erhobenen Daten einer erneuten und weitergehenden Interpretation zu unterziehen (siehe auch Punkt 4.1) und die Ergebnisbeschreibung des Gesamtberichts zu überprüfen. Die Datensätze liegen in 5 Formaten sowie einer anschaulichen Version für Browser vor.

 

3. Ergebnisse

3.1 Mediennutzung

Die „Rangliste" der privat genutzten Medien unterscheidet sich nicht von der des Bevölkerungsdurchschnitts. Fernsehen und Radio führen die Hitliste der favorisierten Medien deutlich an. Allerdings sind die Nutzungdauern nur etwa halb so groß.

Die Nutzungsdauern der Printmedien Buch und Zeitung fallen zwar gegenüber Fernsehen und Radio stark ab, sind aber bei Musiklehrern um ein Vielfaches größer als es beim Bevölkerungsdurchschnitt der Fall ist.

Als Motive der privaten Mediennutzung spielen Unterhaltung und Entspannung eine etwa ebenso maßgebliche Rolle wie Information und Weiterbildung.

Die Nutzung des Computers unterscheidet Musiklehrer nicht von anderen Intellektuellen (also zum Beispiel von Lehrerkollegen anderer Fächer). Bevorzugt wird der PC zur Textverarbeitung, das Internet zur E-Mail-Kommunikation verwendet. Musikspezifische Nutzungen fallen mit Ausnahme des Notenschreibens nicht ins Gewicht.

Fazit: Die Mediennutzung von Musiklehrern und Musikhochschullehrern ist nicht musik- sondern allenfalls berufstypisch. Qualitativ ähnelt sie der Nutzungsart des Bevölkerungsdurchschnitts mit einem deutlichen Akzent hin zu den traditionellen Printmedien Buch und Zeitung.

3.2 Informationen über und Herkunft von Medien

Um sich über neue Medien und Medienentwicklungen sowie Hintergründe von Medien oder Medienstrukturen zu informieren, werden vorwiegend altbewährte Wege beschritten. Wichtigste Informationsmittel sind Zeitung, Radio, Fernsehen und Fachzeitschriften. Die „weltweite Datenbank" Internet spielt eine untergeordnete Rolle.

Medien (z.B. Videos, CDs) werden hauptsächlich auf herkömmlichen Wegen beschafft (Bibliotheken), überspielt wird auf Musikkassetten und nicht auf wieder beschreibbare CD-ROMs. Die Ressourcen des Internets (Stichwort „Download") werden praktisch nicht genutzt.

Fazit: Obgleich das Internet von Musiklehrern genutzt wird, hatte es zum Zeitpunkt der Befragung (Sommer 2001) in Musiklehrerkreisen die bisher gebräuchlichen Wege der Informations- und Materialbeschaffung noch nicht abgelöst.

3.3 Medien und Musikunterricht

Bei der beruflichen Mediennutzung dominieren klassische Medien wie das Buch, die Musikcassette, CD und Fotokopie gegenüber neueren elektronischen Medien.

Wenn neue Medien eingesetzt werden (Beispiel Computer), dann nahezu ausschließlich für traditionelle Zwecke (Erstellung von ausgedruckten Arbeits- oder Notenblättern).

Buch, Fotokopie, Overheadprojektor, CD und MC werden im Rahmen der Unterrichtsgestaltung für ungleich wichtiger erachtet als neue Medien.

Bei der Abwägung zwischen mühelosem Zugriff auf traditionelle Medien und aufwendiger Installation neuer Medien - CD-Brennen gegenüber MC-Überspielen, Surroundklang gegenüber Stereo, Download gegenüber Griff in die Plattensammlung oder den Bücherschrank – gibt eine didaktische Aufwand/Nutzenüberlegung den Ausschlag.

Fazit: Die technologischen Möglichkeiten moderner Medien werden im Zuge der Musikunterrichtsvorbereitung und -gestaltung fast überhaupt nicht genutzt. Dieser Umstand wird nicht als negativ oder behebenswert eingestuft. Die Vermutung liegt nahe, dass der medientechnologische Fortschritt als musikdidaktisch wenig relevant eingeschätzt wird.

3.4 Medien als Thema des Musikunterrichts

Die Befragung erstreckte sich nicht auf „Medien" als Thema des Musikunterrichts. Dem aktuellen Stand der musikpädagogischen Diskussion entsprechend setzte eine Thematisierung von Medien im Unterricht voraus, dass die Musiklehrer in der Lage sind, die Produktionsbedingungen der Medien nicht nur zu durchschauen, sondern auch schulgemäß zu „praktizieren". Die Zurückhaltung bei der Mediennutzung im Zuge von Unterrichtsvorbereitung und –durchführung zeigt, dass die notwendigen Bedingungen für einen handlungsorientierten Unterricht, der Medien thematisiert, nicht erfüllt sind. Solch ein Unterricht setzte einen praktisch „medienkompetenten" Musiklehrer voraus.

Die Folge ist, dass das Thema „Medien" im Musikunterricht entweder entfällt oder einer überholten musikdidaktischen Konzeption (Hören, Ansehen, Analysieren, Kritisieren) unterworfen wird. Das Expertengespräch hat ergeben, dass Musiklehrer diesen Zustand keineswegs notwendig als negativ sehen: es wurde explizit bezweifelt, ob der Musikunterricht über eine „Produktanalysre" hinaus einen Beitrag zur Medienpädagogik leisten soll. Als denkbarer Beitrag wurde auch verstanden, dass der Musikunterricht die Vorzüge einer „Gegenwelt" artikulieren könnte.

3.5 Medienkompetenz

Das allgemeine Wissen über die gesellschaftliche Organisation von Medien und deren strukturelle Zusammenhänge ist mittelmäßig. Detailliertes Wissen über einzelne Organisations- und Gesellschaftsformen medialer Dienstleister ist bei den wenigsten Musiklehrern ausgebildet.

Theoretisches Wissen bezüglich des technischen Aufbaus moderner Medien ist kaum vorhanden. Dies gilt auch für jene Techniken, die von großer musikalischer Bedeutung sind, wie Soundcard, mp3-Player oder General Midi.

Der praktische Umgang mit dem Computer ist durch Tätigkeiten geprägt, die nicht musikspezifisch sind.

Der Gebrauch von Fernsehen und Radio ist nicht geplant und entspricht einem durchschnittlichen Konsumverhalten. Professioneller Einsatz von Fernsehen und Radio als Informationsquelle über aktuelle Trends der Jugendkultur, über Neue Musik oder Musik der Welt ist unbekannt.

Der eigene Umgang mit Medien wird wenig reflektiert. Medienkritisches Vehalten wirkt eher klischeehaft im Sinne von „absichtslos Surfen ist doof".

Die neue Medien Computer und Internet werden wesentlich distanzierter behandelt und benutzt als die traditionellen elektronischen Medien Fernsehen und Radio. „Distanz" ist oft eher Ignoranz als kompetente Kritikfähigkeit.

Die Kenntnis von Inhalten und Interessen der aktuellen Kinder- und Jugendkultur ist allenfalls oberflächlich. Dies gilt insbesondere für musikspezifische Themenbereiche (Hitparade, Kultfilme).

In Zusammenhang mit der medialen Vermittlung von Informationen zeigen die Befragten eine kritische Sensibilität hinsichtlich der Informationsquelle.

Kenntnisse im Bereich der Möglichkeiten und Gefahren von Medienmanipulation sind defizitär.

3.6 Alter und Geschlecht

Die Altersbedingheit des Mediengebrauchs und damit einer wichtigen Komponente von Medienkompetenz ist nur beim Computer gegeben. Alle übrigen Medien werden altersunabhängig gleich viel oder wenig genutzt.

Während die privaten Mediennutzungsdauern von Frauen kürzer sind als die von Männern zeigen sich bei der beruflichen Mediennutzung keine auffallend geschlechtsspezifischen Unterschiede.

3.7 Globalergebnis und Folgerung

Die Arbeitshypothese, wonach Musiklehrer in zweierlei Hinsicht „anders" medienkompetent als Schüler sind, hat sich cum grano salis nicht bestätigen lassen. Weder im Bereich der privaten und beruflichen Mediennutzung noch im Hinblick auf eine umfassende Medienkompetenz zeigte sich das erwartete Bild.

Der in der Arbeitshypothese steckende Optimismus wurde enttäuscht. Zu vielen Musiklehrern fehlen die notwendigen Voraussetzungen für eine pädagogisch sinnvolle „andere" Medienkompetenz. Musiklehrer bewegen sich in der bunten Medienwelt überwiegend wie „Normalbürger" und nicht wie Musik-Profis. Sie spalten ihre musikbezogene Professionalität ab vom alltäglichen Umgang mit Medien. Bereits in der Studentenbefragung konnte festgestellt werden, dass die „Medienmusikpraxis" in der Lehrerausbildung gleichsam ghettoisiert ist. Medien spielen noch kaum eine Rolle im Studienalltag, sie spielen sich in einem gesonderten, hoch-professionell ausgestatteten Studien-Teilbereich ab. Ähnliches gilt für Musiklehrer und Hochschullehrer in der Musikausbildung. Wahrscheinlich liegt in dieser Abspaltung auch ein Grund für die erstaunliche Ineffizienz von Lehrerfortbildung im Bereich neuer Medien.

Wir hören nach Abschluss der vorliegenden Studie nicht mehr auf das Wehklagen der Musiklehrer über schlechte Ausstattung der Schulen, setzen nicht auf eine mediendurchtränkte Lehrerausbildung und glauben nicht an verstärkte Lehrerfortbildung. Wir sind der Überzeugung, dass die bisherigen Wege einer Propaganda für den Einsatz von Medien - das moralische und vollmundige Werben um mehr Medienkompetenz - nichts nützt. Die Medien und musikalische Medienkompetenz sind nichts Herausgehobenes, von der Lebenswelt Isoliertes. Daher lautet das Fazit der vorliegenden Studie: Sollen medienpädagogisch relevante Fortschritte erreicht werden, so muss die Zielsetzung von Musikunterricht neu durchdacht und so muss vor allem die Frage der Schüler- und Handlungsorientierung viel ernster als bisher genommen werden. Musiklehrer sind dann und nur dann medienkompetent, wenn sie musikpädagogisch kompetent sind.

 

4. Folgeuntersuchungen, Anwendungspersektiven, Verwertbarkeit

4.1 Folgeuntersuchungen

Das umfangreiche Datenmaterial ist aus statistischer Sicht noch nicht vollständig ausgewertet. Auf der deskriptiven Ebene können die zu einer Fertigkeit der Medienkompetenz gehörenden Items zusammengefasst und gemeinsam ausgewertet werden. Die dabei zwischen den Items, die zu einer einzelnen Fertigkeit gehören, auftretende Streuung kann als Maß für die Konsistenz des Item-Komplexes gewertet werden. Die Bedeutung der aus der „Explikation von Medienkompetenz" theoretisch gewonnenen Teilfertigkeiten kann dadurch bestimmt werden.

Auf der Ebene von Korrelationen kann und sollte noch weiter gearbeitet werden. Da es mehrere tausend mögliche Korrelationen gibt, sind einige musikpädagogisch interessante herauszugreifen. Interesse besteht erstens an Fragen nach dem Verhältnis der privaten und beruflichen Mediennutzung und den Fertigkeiten im Rahmen der Explikation. Es ist keineswegs ausgemacht, dass intensive Mediennutzung zu größerer Kompetenz führt. Enger gefasst ist zweitens von Interesse, ob die technische Medienkompetenz mit der reflexiven und evaluativen korreliert (also die bekannte Frage, ob „Computerfreaks" auch kritische Medienkompetenz besitzen). Von Interesse ist auch, ob bzw. wie sich drittens die private und berufliche Mediennutzung auf den Medieneinsatz im Unterricht auswirkt, und ob viertens im Bereich der reflexiven etc. Fertigkeiten sich die medienkompetenten Musiklehrer beim Medieneinsatz in der Schule von den weniger kompetenten unterscheiden. Die Antworten auf diese Fragen haben direkte Auswirkung auf die Inhalte von Lehrerfortbildungsangeboten und Schulungsmaterialien.

Auf der Ebene der Faktoren- und Clusteranalyse könnten noch weitere „Profile" gewonnen werden. Allerdings dürfte die Kenntnis derartiger „Porfile" eher von theoretischem Interesse sein. Denn für die Fortbildungspraxis sind die o.g. Korrelationen bedeutsamer.

4.2 Anwendungsperspektiven

Für die Lehrerausbildung ergeben sich aus der Interpretation der Untersuchungsergebnisse folgende Konsequenzen: Die Abspaltung von „Medienmusikpraxis" als zusätzlicher Studienbereich löst die anstehenden Probleme nicht. Der Umgang mit Medien muss in die Studienbereiche Musiktheorie, Musikwissenschaft und Musikdidaktik integriert werden. Im Bereich Musiktheorie gibt es (in Hannover, Osnabrück und neuerdings ansatzweise in Oldenburg) einschlägige Versuche. Für Musikwissenschaft und Musikdidaktik werden im Gesamtbericht Vorschläge formuliert.

Die Ergebnisse der Untersuchung berechtigen Zweifel an der Effiziens des derzeitigen Systems der (zentralen) Lehrerfortbildung. Aufgrund eines Konzepts der „kleinen Schritte" und der stärkeren Integration des Medienumgangs in den Arbeitsalltag erscheint ein „lokales Fortbildungsnetzwerk der kleinen Schritte" geeigneter, Medienkompetenz von Musiklehrern zu optimieren. Mit dem „Arbeitskreis Neue Technologien im Musikunterricht" (AnTuM) in Oldenburg/Bremen existiert seit 8 Jahren ein entsprechendes Modell.

Das pädagogische Klima an Schulen sollte so verändert werden, dass die Arbeit der lokalen Fortbildungsnetzwerke gefördert und nicht behindert wird. Da derartige Netzwerke auf „kleinen Schritten", auf Selbstbestimmung und Eigeninitiative beruhen, sind aktuelle Maßnahmen zur Leistungssteigerung der Arbeit an Schulen aufgrund ihres zentralistischen und reglemetierenden Charakters sowie der Illusion, durch Konkurrenz, materielle Anreize und Bewertung ließe sich Lehrerkompetenz verbessern und Motivation schaffen, in der Regel kontraproduktiv.

Das größte Problem stellt allerdings die „Interessenlage" der Medien selbst dar. Selbst musikbezogene Medienprodztenten orientieren sich nicht an den Bedürfnisse von Musiklehrern, die als musikalische Profis und technische Laien einzustufen sind. Sie orientieren sich (falls nicht ausschließlich an Umsatz, Innovation und Profit) an der vermeintlich stärksten Käuferschicht, den musikalischen Laien und technischen Profis. Sowohl im Hard- als auch im Softwaresektor geht die den ökonomischen Interessen und somit den derzeit stärksten Käuferschichten folgende Entwicklung in eine Richtung, die die Optimierung von Medienkompetenz von Musiklehrern behindert.

In allen vier genannten Feldern besteht Handlungsbedarf. Aus den Untersuchungsergebnisse folgen zahlreiche Hinweise darauf, was getan werden könnte und sollte.

4.3 Verwertbarkeit

Nur wenn sich die Interessenlage der Medienindustrie ändert, könnte an eine Verwertbarkeit der Untersuchungsergebnisse gedacht werden. Direkte Verwertung können die Ergebnisse allenfalls bei musikpädagogischen Verlagen finden. In dieser Richtung sind bereits Kontakte aufgebaut. Eine weitere Initiative ist der neue Kontakt des Faches Musik der Universität Oldenburg zur Hamburger Firma Steinberg (einem der weltweit größten Musiksoftware-Hersteller), dessen Ziel die Entwicklung „haptischer Interfaces" ist. Diese Entwicklung wäre eine Konsequenz aus der Kritik der zu geringen Unmittelbarkeit von Computer-Bedienung durch „musizierende Schüler".

Es muss allerdings betont werden, dass die Fragestellung des vorliegenden Projekts nicht auf direkte Verwertbarkeit zielte und auch nicht durch ein Bestreben nach (industrieller) Verwertbarkeit motiviert war. Verwertbar in einem übertragenen Sinne könnte die bereits angedeutete Erkenntnis sein: die musikbezogenen Medienproduzenten orientieren sich derzeit an der Käuferschicht der musikalischen Laien und technischen Profis und nicht an musikalischen Profis und technischen Laien. Scheinbar ist die erst genannte Gruppe ja auch der zentrale Abnehmer. Doch könnte hier ein argumentativer Zirkelschluss vorliegen, denn dieser zentrale Abnehmer entsteht zwingend aus dem entsprechenden Angebot. Unser eventuell industriell „verwertbare" Rat wäre also, dass die musikbezogenen Medienproduzenten sich versuchsweise stärker an den Interessen musikalischer Profis und technischer Laien orientieren sollten. Vielleicht ließe sich auf diese Weise ein großer zukunftsträchtiger Markt erschließen, ließen sich Arbeitsplätze schaffen und - vor allem - die Medienkompetenz von Musiklehrern verbessern.