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Eine politische Geschichte der Musik

von Peter Schleuning und Wolfgang Martin Stroh

Lieder zur Revolution 1848

1932 Hambacher Fest

es wird viel gesungen...

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?..

Ich denke, was ich will und was mich beglücket...

Zwischen 1780 und 1800 entstanden, sehr beliebt bis 1848 (verboten), auf dem Hambacher Fest gesungen

1834 Büchner "Hessischer Landbote": Friede den Hütten, Krieg den Palästen

1837 Die Sieben Göttinger Professoren

Bürgerlied:

Ob wir rote, gelbe Kragen, Helme oder Hüte tragen, Stiefel tragen oder Schuh... das tut alles nichts dazu.

Melodie: "Prinz Eugen", 1845 entstanden.

1.Fürsten zum Land hinaus
Jetzt kommt der Völkerschmaus
Naus, naus, naus!

2.Erst schub den Wiener Hans
Dann den im Siegerkranz!
Schub, usw.

3.Wilhelm liebt Bürgermord
Mit ihm aus Preußen fort
Schlagt den Hund!

9.Oldenburg, schleif die Sens!
Zieh in die Residenz!
Autsch etc.

10. Jagt den vermeintlichen
Bürgerlich freundlichen
Weg! etc.

26. Nun ist im Lande Raum,
Pflanzet den Freiheitsbaum!
Hoch! etc.

1844 Schlesischer Weberaufstand

"Das Blutgericht"

1. Hier im Ort ist ein Gericht
Viel schlimmer als die Vehme,
wo man nicht erst ein Urteil spricht,
das Leben schnell zu nehmen.

5. Ihr seyd die Quelle aller Noth,
die hier den Armen drücket,
Ihr seyd’s, die ihm das trockne Brot
Noch vor dem Mund wegrücket.

20. Von euch wird für ein Lumpengeld
die Waare hingeschmissen,
was euch dann zum Gewinne fehlt,
wird Armen abgerissen...

Nach Karl Marx der erste Ausdruck von proletarischem Klassenbewußtsein.

April 1848 Der Hecker-Zug (Badische Revolution)

Das "Hecker-Lied"

Hecker hoch! Dein Nam erschalle
An den ganzen deutschen Rhein
Deine Großmut, ja dein Auge
Flößen schon Vertrauen ein.
Hecker, der als deutscher Mann
Vor der Freiheit sterben kann.

Nach Friedrich Engels das "beherrschende Lied" neben dem Schleswig-Holstein-Lied. Karl Liebknecht demonstriert an diesem Lied "den verschwommenen, sentimentalen Charakter der 48er-Revolution".

März 1848 Berliner Barrikadenaufstand

"Glasbruch"

1. Die deutschen Glaser haben jetzt

Viel Freude im Gemüt,
weil überall, wohin man sieht,
so frisch ihr Weizen blüht.
Partauz! Erklingt es hier und da,
wo Scheiben fliegen ein:
dann heißt es "lieber Glaser, komm
und zieh ein Blei hinein!"

4. Gedulde dich, du armer Mann,
schon bricht der große Tag
der Freiheit an und würgt den Fluch, der auf uns Deutschen lag.
Wer starr und spröde wie das Glas,
verfalle unserer Hand!
Wir wollen ihn schon schneiden, doch nicht mit dem Diamant.

5. ... und wer die Deutschen knechten will, der komme nur herein! Wir ziehen ihm in offener Schlacht Ein Blei ins Herz hinein.

Berliner Flugball 1848

Mai 1949 Dresdener Aufstand

"Trotz alledem"

1. Das war ‚ne heiße Märzenzeit

Trotz Regen, Schnee und alledem.
Nun aber, da es Blüten schneit,
nun ist es kalt, trotz alledem,
trotz alle dem und alle dem,
trotz Wien, Berlin und alledem,
ein schnödert scharfer Winterwind
durchfröstelt uns, trotz alledem!

2. Das ist der Wind der Reaktion...

3. Die Waffen, die der Sieg uns gab, der Sieg des Rechts, trotz alledem, die nimmt man uns sacht wieder ab...

5. Denn ob der Reichstag sich blamiert, professorrhaft, trotz alledem...
Trotz Dummheit List und alledem –
Wir wissen doch, die Menschlichkeit Behält den Sieg, trotz alledem!

Ferdinand Freiligrath 1848.

Juli 1949 Belagerung Rastatts,

Ende der Badischen Revolution

"Badisches Wiegenlied"

Schlaf, mein Kind, schlaf leis,
Dort draußen geht der Preuß!
Deinen Vater hat er umgebracht,
Deine Mutter hat er arm gemacht,
Und wer nicht schläft in stiller Ruh,
Dem drückt der Preuß die Augen zu.
Schlaf, mein Kind, schlaf leis,
Dort draußen geht der Preuß!

... Gott aber weiß, wie lang er geht,
Bis daß die Freiheit aufersteht,
Und wo dein Vater liegt, mein Schatz,
Da hat noch mancher Preuße Platz!
Schrei, mein Kindlein, schrei’s,
Dort draußen liegt der Preuß!

Autor Ludwig Pfau hat das Lied 1849 in der Haft geschrieben. Es wurde sogar mit Klavierbegleitung gedruckt.