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Die Bremer Gamelaninstrumente

Frequenzanalyse der Instrumente 1995/96

1995/96 wurden sämtliche Instrumente des Slendro-Instrumentariums erstmals "vermessen". Die Ergebnisse werden auf der vorliegenden Seite veröffentlicht. Weiter führende Details der Messungen sowie eine Diskussion der Probleme bei der Frequenzbestimmung der Gamelaninstrumente findet man in einer Exceltabelle.

Vorbemerkungen zur Messmethode

Die subjektive Wahrnehmung des Gamelanklanges schwankt zwischen „Tonhöhe“ und „Klangfarbe“.

Eine Tonhöhenempfindung setzt voraus, dass das Schwingungsbild des Instrumentalklanges klare Perioden aufweist. Hier ist das Bild eines Bonang-Klanges:

Ersichtlich ist dies Schwingungsverhalten nicht sehr einfach. Im Kleinen ist es unregelmäßig (was mit den unharmonischen Teiltönen zu tun hat), nur im Großen zeichnet sich eine Periodizität ab, woraus der ein vager intersubjektiver Tonhöhen-Eindruck resultiert.

Bei den Frequenzbestimmungen im vorliegenden Projekt wurden drei Verfahren angewandt:

  1. Dem Instrumentalklang wurde ein Sinuston überlagert und beobachtet, bei welcher Sinuston-Frequenz die Schwebungen minimal sind (Schwebungsmethode).
  2. Im Schwingungsbild wurde die Zeit für ca. 20 Perioden bestimmt und daraus die Einzelperiodenzeit bestimmt (Mittewertmethode).
  3. Ein Fourieralgorithmus wurde auf das Schwingungsbild angewandt und die sich dabei ergebende „Grundfrequenz“ bestimmt (Fouriermethode).

Diese Messmethoden wurden stets durch eine Hörkontrolle ergänzt. Erstaunlicherweise ist das menschliche Gehör bei komplexen Klängen oft besser als alle "objektiven" Messinstrumente in der Lage sich bzgl. Tonhöhe in einem Klangchaos zu orientieren.

Bonang-Messung


Bonangklänge, die der Messung zugrunde lagen.

Saron-Messung


Saron-slendro-Klänge, die der Messung zugrunde lagen.

Saron: pelog und slendro


Saron-pelog-Klänge, die der Messung zugrunde lagen.

Die akustischen Messung am fünftönigen Gamelaninstrumentarium (Slendro) haben folgendes ergeben:

1. Die Platten bzw. Gongs von Saron bzw. Bonang sind auch nicht näherungsweise pentatonisch gestimmt.

2. Sie sind auch nicht temperiert fünftönig gestimmt (d.h. die Oktav ist nicht in  fünf gleiche Intervalle unterteilt), wie bisweilen vermutet wurde.

3. Die gleich bezeichneten Tonstufen (Platten bzw. Gongs) sind nicht oktavrein, so dass es unterschiedliche Stimmungen in den unterschiedlichen Oktavlagen desselben Instruments gibt.

4. Saron und Bonang sind jedoch genau gleich gestimmt, so dass das Instrumentarium in jeder Oktavlage untereinander gleich gestimmt ist.

5. Das siebentönige Gamelaninstrumentarium passt nicht in das fünftönige, obgleich es aus derselben Werkstatt wie das fünftönige stammt.