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Oldenburger Standort des Instituts für Szenische Interpretation von Musik und Theater

Szenische Interpretation von Musik und Theater: Ausbildung, Anwendung

Kursmaterialien:

Seit 1982 führe ich Seminare und Lehrerfortbildungen durch, in denen Szenische Interpretation entweder "nebenbei" vorkommt oder explizit thematisiert wird.
Hier dokumentiere ich Materialien und (einige) Bilder aus Seminaren, die ich zwischen 2003 und 2019 durchgeführt habe und die prototypisch die Vielfalt hochdidaktischer Herangehensweisen aufzeigen (sollen). Dokumentiert werden nur Seminare zur "Einführung in die Szenische Interpretation" und nicht Seminare zur szenischen Interpretation einer Oper (Figaro, Wozzeck, Carmen, Freischütz, Moses und Aron, Salome, West Side Story, Tristan, Oedipe). Ein durchgehendes Muster bei "Einführungen" war, dass ich als Seminarleiter im Laufe des Seminars sukzessive die (Spiel-)Leitung an die Studierenden abgegeben habe nach der Abfolge: Selbsterfahrung - Methodenreflexion - Spielleitungstraining - Spielkonzeptentwickung.
Hochschuldidaktisch Interessierte sowie Personen, die Workshops zur Einführung in die Szenische Interpretation von Musik und Theater planen und durchführen, können hier studieren, wie sich bei teilweise gleichbleibenden Inhalten die Didaktik weiter entwickelt hat. So wurde zum Beispiel 2019 verstärkt Videografie eingesetzt. Es gab Teamteaching u.a. mit einer Dozentin für "Bewegungsimprovisation" oder den Oldenburger Dozenten für Musiktheaterproduktion. Öfter wurden Schulpraktika parallel zum Uni-Seminar angeboten, so dass auch eine Musiklehrerin am Seminar teilgenommen hat und ich Unterrichtsbesuche durchgeführt habe.

Der Seminar-Reader ("Crashkurs") - neueste Version (pdf)

Einführungen (Lehrveranstaltungen Uni) - alle Unterrichtsmaterialien:

Anwendungen der Szenischen Interpretation

Szenische Interpretation von Musik und Theater: Wissenschaftliche Begleitung

Publikationen und Medien

Stationen der Entwicklung des Konzepts seit 1982:

  • Szenisches Spiel 1982
  • Ergebnisbericht eines ersten Projekts zum Thema "Szenisches Spiel und Musik". Der für "Musik & Bildung" geschriebene Aufsatz enwickelt einige theoretische Gedanken entlang einer Unterrichtseinheit zum 2. Streichquartett von Arnold Schönberg. Eine explizitere Theoriebildung erfolgte erst 1985 beim AMPF. Übrigens: von "szenischer Interpretation" ist hier nicht die Rede und es ist auch zweifelhaft, ob im vorliegenden Beispiel Schönbergs Musik szenisch interpretiert worden ist. Vielmehr wird hier eher das Problem "Neuen Musik und Popularität" szenisch erörtert.

  • Erfahrungsbezogener Musikunterricht 1985
  • Dieser Vortrag vor dem AMPF geht von Ingo Schellers Konzept der "Erfahrungsorientierung" aus. Das Kernanliegen des Musikunterrichts soll es demnach sein, Erfahrungen durch musikalische Verständigung über Erlebnisse zu ermöglichen. Das szenische Spiel wird als eine Möglichkeit vorgestellt, in einem Dreischritt Erfahrungen zu machen ("Aneignung", "Verarbeitung", "Veröffentlichung"). Zwischen musikalischen und außermusikalischen Erlebnissen und Erfahrungen wird unterschieden. Die in den 1980er heiß diskutierte Frage, wie man mit "außerschulischen Erfahrungen" im Unterricht umgehen soll, wird ebenfalls beantwortet.

  • Eine neue Operndidaktik? 1990,

    Ein Nachdruck des Aufsatzes aus "Musik und Bildung" befindet sich auf den Seiten 28-34 von Band 1 der Schriftenreihe von Musik und Theater.
    Im Gegensatz zu den beiden früheren Aufsätzen dreht sich dieser Artikel (für Musik & Bildung) um die Szenische Interpretation von Opern. Die Kernaussage ist, dass die Szenische Interpretation keine ganz neue und eigenständige Operndidaktik ist, sondern zahlreiche "positive" Aspekte anderer Didaktiken integriert. Der Aufsatz, der entlang der ersten Publikation (zu "Carmen") erschienen ist, ist weitgegend eine Verteidigungsschrift, in der aber auch das Prinzip der Szeischen Interpretation von Opern erklärt wird. Heute würde bzw. müsste ich solch einen Aufsatz nicht mehr schreiben.

  • "Der jugendbewegt pädagogische Körper 2000", 1991,

    Dieser Aufsatz mit dem ursprünglichen Titel "Der JBPK 2000" geht von der These aus, dass körperorientierte Verfahren im Musikunterricht nicht der "Entfaltung ("dionysisch") sondern der Zähmung und Ordnung ("appolinisch") der Körperlichkeit dienen. Die These belege ich durch diverse Beobachtungen, u.a. auf Lehrerfortbildungsveranstaltungen. Im zweiten Teil des Aufsatzes stelle ich mehrere Projekte vor, die ich initiiert habe (Erstes improvisierendes Streichorchester, Oldenburger Kindecombo, Musikmeditation, Brain and Body) und diskutiere auch die Szenische Interpretation unter diesem kritischen Aspekt. - Aus heutiger Sicht (2023) würde ich den Abschnitt zur Szenischen Interpretation schärfer fassen und sagen, dass Ingo Schellers Szenisches Spiel die "Zähmung" der Körperlichkeit einerseits auf die Spitze treibt ("Standbild" etc.), sie andererseits gerade dadurch "diskussionsfähig" macht. Und ich würde an die Adresse all jener Musiklehrer/innen, die das "szenische Kommentieren" durch eine nicht-szenische Reflexionsphase ersetzen, hinzufügen, dass jene Diskussionsfähigkeit gerade körperlich und nicht "im Kopf" stattfinden muss.

  • Tätigkeitstheoretische Begründung der Szenischen Interpretation 1999
  • Dies ist mein wichtigster Aufsatz zum Thema Szenische Interpretation. Er formuliert für die Musikpädagogik erstmals ganz explizit den Konstruktivismus und bezeichnet diesen als "musikpädagogischen Paradigmenwechsel": der ursprüngliche Titel heißt "Ich verstehe das, was ich will!". Die Szenische Interpretation wird systematisch aus der von mir 1984 in Buchform publizierten "Psychologie Musikalischer Tätigkeit" abgeleitet. In allen früheren Aufsätzen zum Szenischen Spielen und Interpretieren ist von diesem theoretischen Hintergrund nirgends die Rede, auch wenn die Erfahrungsorientierung sich tätigkeitspsychologisch begründen ließe. (Übrigens: eine Tätigkeitstheoretische Ableitung des Erfahrungslernens gib es bislang noch nicht, 2023.)

  • Von der Interpretation zur Produktion 2006,

    Der Aufsatz befindet sich auf den Seiten 60-66 des Bandes 1 der Schriftenreihe zur Szenischen Interpretation von Musik und Theater.
    Die Szenische Interpretation hat sich nicht nur aus dem Klassenzimmer heraus in den Opernhäusern eingenistet, es hat sich auch gezeigt, das das Konzept nützlich sein kann bei der "Produktion" von Musiktheater durch Laien. Wenn man bedenkt, dass die Senische Interpretation sich vielfach auf Konzepte der Theaterproduktion bezieht (Stanislawski, Brecht, Boal), dann ist der Weh zurück von der Interpretation zur Produktion eigentlich ganz logisch. Erstmals hat Markus Kosuch in der Stuttgarter "Jungen Oper" diesen Weg umgesetzt, während klammheimlich in der Schule (im Fach "Darstellendes Spiel") Lehrer/innen beim Entwickeln und Einstudieren von Musiktheaterproduktion Methoden aus dem "Methodenkatalog" eingesetzt haben. Auf einer ISIM-Tagung an der Komischen Oper Berlin habe ich versucht, den aktuellen Stand zu resümieren..

  • Kinderszenen - Vom Szenischen Spiel zur Szenischen Interpretation 2010,

    Der Aufsatz für die Festschrift meiner Kollegin Mechtild Fuchs übt eine konstruktive Kritik an der Verwendung des Begriffs "Szenische Interpretation" in den beiden Grundschuldidaktik-Büchern von Mechtild Fuchs. Nach meiner Meinung liegt in den dort angeführten Beispielen keine "Interpretation" sondern ein "Spiel(en)" vor. Der Aufsatz geht über einen bloßen Terminologie-Streit insofern hinaus, als Mechtild Fuchs ja eine glühende Verehrerin Wilfried Gruhns (Stichwort "Musikverstehen") und eine ebensolche Vertreterin des Aufbauenden Unterrichts ist. In den beiden Standardwerken für die Grundschuldidaktik wird die "reine Lehre" des AMU verkündet, zugleich jedoch immer wieder mit dem Label "Kulturerschließung" auf Konzepte Bezug genommen, die genau das Gegenteil von "aufbauend" sind - also z.B. die Szenische Interpretation. - Ich entwickle meine Kriktik anhand des Beispiels der "Kinderszenen" von Robert Schumann. .

  • Der erweiterte Schnittstellenansatz von 1999, 2011
  • Die Interkulturelle Musikerziehung ist neben der Operndidaktik nach wie vor das wichtigste (und meines Erachtens auch absolut das wichtigste) Anwendungsfeld der Szenischen Interpretation. In der Interkulturellen Musikerziehung läuft die Szenische Interpretation unter der Bezeichnung "erweiterter Schnittstellenansatz". Damit ist gemeint, dass der interkulturelle Unterricht - kurz gesagt - mit einer szenischen Interpretation auf einer "Schnittstelle der Kulturen" einsetzen soll. Der Ansatz ist 1999 entlang meiner "eine welt musik lehre" entwickelt worden und gilt heute als ein "Standardverfahren" der Interkulturellen Musikerziehung. Diesen Sachverhalte reflektiere ich im vorliegenden Aufsatz "zehn Jahre danach", der in einer Festschrift für Thomas Ott erschienen ist, was man daran erkennen kann, dass ich das Lernen durch Szenische Interpretation mit dem Musiklernen in Afrika vergleiche.

  • Zur Musiktheaterpädagogik 2018
  • Dieser Aufsatz ist für ein Buch geschrieben, in dem die Komische Oper Berlin ihre musikpädagogischen Aktivitäten wirkungsvoll darstellt. In diesem Kontext habe ich versucht, darauf hinzuweisen, wie wichtig neben der Musiktheaterpädagogik die "normale" Musikpädagogik an allgemein bildenden Schulen ist. Die aufwändig betriebene Musiktheaterpädagogik (insbesondere die der Komischen Oper) ist ja längst eine Art Alibi für die Politik: der relativ kostspielige Musikunterricht an allgemein bildenden Schulen mit seinen 30.000 Lehrkräften könnte doch kostengünstig durch die spektakuläre und mit Preisen dotierte Arbeit einiger Opernhäuser ersetzt werden. Ich zeige zweierlei: erstens ist die Musiktheaterpädagogik reine Event-Pädagogik ("Erlebnisse ohne Erfahrungen"), wenn sie nicht durch den Musikunterricht an allgemein bildenden Schulen flankiert wird, und zweitens ist der Musikunterricht an allgemein bildenden Schulen auch quantitativ um ein Hundertfaches mächtiger und breiter aufgestellt als eine Musiktheaterpädagogik an allen Opernhäusern der Republik zusammenngenommen es sein könnte.

  • Videografie und Szenische Interpretation 2019
  • Dies ist die Mitschrift eines Vortrags vor dem Institut ISIM. Ich berichte über meine Versuche, ineinem Seminar zur Szenischen Interpretation von Musik Videoaufnahmen als integrierte Lernmethode einzusetzen. Ich plädiere dabei nicht für die "passive Videografie" als Forschungsmittel (eine Kamera läuft mit und das Video wird von Forscher/innen im Studierzimmer durchgearbeitet) sondern eine Videografie, die im Seminar selbst eingesetzt wird. Dieser Ansatz der Digitalisierung des Musikunterrichts ist extrem simpel: das szenische Interpretieren wird aufgezeichnet und hernach wird die Aufzeichnugn diskutiert. Diese Videografie ergänzt also die Verfahren der szenischen Verarbeitung von Erlebnissen zu Erfahrungen. (Die einschlägigen Videos aus dem Jahr 2019 können bei Bedarf von der Uni-Cloud herunter geladen werden.)

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